Therapeutische Geschichten

Diese Geschichten sind Medizin ohne Nebenwirkungen. Das therapeutische Erzählen ist oft der Schlüssel zu Unbewusstem und Angebote zu Lösungen und Entwicklung.Geschichten für alle.

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Neuerscheinungen:

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„Wie das Nashorn Freiheit fand“

Lamprecht/Hammel/Hürzeler/Niedermann
 

Krisen fordern uns heraus: persönliche Krisen wie eine schwere Erkrankung, Beziehungskrisen mit nahestehenden Menschen, gesellschaftliche Krisen wie die Auswirkungen des Klimawandels und Kriege. In solchen Situationen gewohnte Pfade zu verlassen, auch Altbekanntes zu hinterfragen, birgt erstaunliche Einsichten und schafft Raum für Entwicklung. Die Geschichten in diesem Buch erleichtern mit unerwarteten Wendungen diesen Schritt zum Perspektivenwechsel. Sie sprechen in Bildern zu uns, eröffnen einen anderen Zugang zur Krise und helfen so bei der persönlichen Entwicklung. Sie ermutigen dazu, auf die eigenen Bedürfnisse und Ressourcen zu achten, eigene und fremde Misserfolge zu tolerieren und damit krisenkompetent zu werden.

Wie der Tiger lieben lernte

„Wie der Tiger lieben lernte“

Reinhardt Verlag München

Lamprecht/Hürzeler/Hammel/Niedermann

Traumatisierte Menschen spalten ihre schlimmen Erfahrungen häufig ab, um nicht überwältigt zu werden. Hier können therapeutische Geschichten einen Zugang schaffen und verborgene Blockaden lösen. Mit Metaphern führen sie behutsam an die Erinnerung der traumatisierenden Ereignisse heran und vermitteln einen Moment des Innehaltens und der Fürsorge. Angelehnt an die Erickson’sche Hypnotherapie können mit inneren Bildern Symptome symbolhaft aufgelöst werden: Eiskalte Füsse schmerzen beim langsamen Auftauen, bevor sie sich wieder gut anfühlen können. Das Bild des von Steinen befreiten Rucksacks lässt Erleichterung spürbar werden.Jede Geschichte wird umrahmt von Anregungen für den therapeutischen Einsatz. Stichworte aus einem breiten Symptom- und Erlebensspektrum ermöglichen die Suche nach spezifischen Themen.

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„Wie der Bär zum Tanzen kam“

Reinhardt Verlag München

Lamprecht/Hürzeler/Hammel/Niedermann

Ob Zahnschmerzen, Allergien, Rückenprobleme oder Essstörungen: Körperliche Beschwerden sind oft lästig, manchmal auch kaum auszuhalten und beängstigend. Wie sehr uns ein Leiden beeinträchtigt und wie gut eine Therapie wirkt, lässt sich durch die eigenen Gedanken und Erwartungen beeinflussen. Dieses Buch versammelt therapeutische Geschichten, die Aufmerksamkeit und Gedanken in eine neue Richtung lenken. Dadurch unterstützen sie Heilprozesse des Körpers. Märchen, Alltagsanekdoten mit ungewöhnlichen Pointen, Entspannungsanleitungen und Imaginationen lassen die LeserInnen und HörerInnen wie in einer Trance positive Veränderungen erkennen und erleben. So können quälende Leiden gemildert und Symptome abgeschwächt werden.

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„Wie das Krododil zum Fliegen kam“

Reinhardt Verlag München

Lamprecht/Hürzeler/Hammel/Niedermann

Streitende Elfen, unzufriedene Kakteen, eine traurige Nixe, ein zu zähmender Drache, das Loch im Schweizer Käse, ein Krokodil, das fliegen lernt: 120 therapeutisch bewährte Geschichten aus der Welt der Fantasie und des Alltags laden ein, sich auf die Reise zu machen und das Leben mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Menschen auf der Suche nach neuen Wegen finden in den humorvollen und optimistischen Geschichten Anregungen, schwierige Situationen anders anzugehen. Unerwartete Pointen lenken den Blick auf unbeachtete Lösungswege und helfen, Sorgen und Belastungen von einem neuen Blickwinkel aus zu betrachten und anders zu bewerten. Dabei knüpfen sie an verschiedene Lebensbereiche wie Beruf, Freizeit, Jugend und Alter, Gesundheit, Sinnerleben, Partnerschaft und Alleinsein an.

Was ist therapeutisches Erzählen?

Therapeutisches Erzählen bedingt eine therapeutische Idee: Ein Verhalten wird thematisiert und ein Auftrag herausgearbeitet. Dieser findet sich als Aussage in der Geschichte. Es steht dem Zuhörer frei, den Auftrag anzunehmen oder nicht.

Lesebeispiele (Klicken um die Geschichte aufzuklappen)

„Ich weiss nichts, niemand ist so dumm wie ich.“ „Sei glücklich,“ sagte der Eremit, „das Höchste was ich bisher erkannt habe, ist: es gibt wahrscheinlich einen Gott. Und über ihm steht das Nichts. Sei willkommen, Meister.“

St. Nikolaus ist mit dem Esel unterwegs. Heute geht’s zu den Kindern und der Samichlaus soll nach alter Sitte Braves loben und Böses tadeln. Das sollte kein Problem sein, denkt der Samichlaus, „steht alles im goldenen Buch und am Schluss gibt es die Bescherung“.

Bei den Kindern angekommen war es doch nicht mehr so einfach, das goldene Buch war nicht dabei. „Schon wieder etwas vergessen! Es ist zum Bartausraufen.“ dachte der Samichlaus. „Ich bin halt alt, vergesslich und zu nichts mehr nütze“

Das blieb den Kindern nicht verborgen. „Der Samichlaus ist ein Depro!“ meint ein Kind zu den andern, „was hat der uns schon zu sagen.“ „Ein Depro, ein Depro! “ Die Kinder sangen und tanzten um den Samichlaus.

„Ich werde wohl nie mehr Kinder besuchen, ich bin kein Vorbild, ich bin eine Gefahr und kann nicht mehr helfen, gutes und schlechtes zu unterscheiden, ich geh am besten nach Hause.“

Ja, die trüben Gedanken fanden allmählich den Weg zum Herzen und er tat einen tiefen Seufzer vor lauter Kummer. Nachdenklich streichelte der Samichlaus seinen lieben Esel. „Was meinst du, treten wir ab und gehen still und leise nach Hause?“ fragte Samichlaus seinen Esel. Er war so in sein Selbstgespräch versunken, dass er nicht wahrnahm, wie die Kinder stille wurden, und den alten Mann und sein Esel umringten und ihm bei seinem Gespräch zuhörten.

„Was machst du da?“ fragte endlich ein Kind, „du redest mit deinem Esel? Kann der den antworten? „

„Das weiss ich nicht so genau“ erwiderte der Samichlaus nachdenklich, „aber er kann Zuhören! Und wie er das kann!!! Schaut doch mal seine grossen Ohren. Ich glaube, er kennt das goldene Buch in- und auswendig! So oft hat er schon hören müssen! Er weiss alles, was ich mühsam aufschreiben muss, um es den Kindern zu erzählen. Erzählt dem Esel, was euch schwerfällt und was euch freut, was ihr gerne anders hättet und mit was ihr zufrieden seid. Ich bin sicher, er versteht euch und lässt es in sein grosses Herz. Ihr könnt sicher sein, der Esel wird schweigen“.

Es bildete sich eine längere Warteschlange vor dem Esel und sie flüsterten ihm leise etwas in die Ohren. Und, so bestätigten hinterher alle Kinder, der Esel hat’s begriffen.

Einige meinten sogar, der Esel habe auch das verstanden, was sie nicht sagen wollten und konnten.

„Ich glaube, so eine schöne Feier habe ich noch nie erlebt. Und, das nächste Mal wird das Buch sowieso Zuhause blieben „ sinnierte der Samichlaus, „nur der Esel muss unbedingt mitkommen,“ meinten die Kinder.

„Seltsam,“ dachte der Samichlaus beim Nachhauseweg, „kann es sein, dass die Ohren von meinem Esel ein klein wenig golden schimmern?“

Samichlaus = St. Nikolaus

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„Wenn der Schnee auf dem Berg dort oben geschmolzen ist, kannst du dein Gemüse pflanzen“ meinte der alte Bergler zu seinem neuen Nachbar. „Blödsinn“ dachte dieser und begann gleich in den ersten warmen Frühlingstagen mit der Gartenarbeit, hakte, jätete, lockerte und pflanzte schlussendlich sein Gemüse. Der alte Bergler aber räumte erst einmal ums Haus herum auf, fegte die alten, welken Blätter weg, las die abgebrochenen Äste aus dem Garten und setzte seine Sitzbank am Schärm nach draussen und schaute auf dieser in den Sonnentagen seinen Nachbarn beim Gärtnern zu.

Als der Schnee auf dem Berg schmolz, begann auch er mit der Gartenarbeit, und arbeitete stetig und gemächlich in seinem Garten. Das Gemüse pflanzte er mehr als zwei Wochen später als sein Nachbar. Und es wuchs und hielt die kleinen Kälteeinbrüche aus, litt auch in der stechenden Frühlingssonne nicht und wuchs langsam zu einem währschaften Gemüsebeet heran.

Auch das Gemüse beim Nachbar wuchs, doch die zuweilen kalten Nächte setzten ihm zu und die übermässig, stechende Sonne raubte ihm Kräfte. Ernten konnten beide an denselben Tagen.

Schärm = Dachvorsprung, geschützte Ecke am Haus

auf dieser
“Wann darf ich mir mein Futter selber jagen? Niemand kann den Sturzflug so wie ich. Kein Tier kann sich so schnell in Sicherheit bringen, wie ich angebraust komme.“ fragte das Adlerjunge. „Probier’s und sag mir danach was du erlegt hast“, antworte der alte Adler. Wie ein Pfeil stürzte sich der junge Adler aus dem Nest, so wie er es bei den ausgewachsenen Adlern gesehen hatte: Flügel angelegt, Krallen bereit zum Zupacken. Er sah Hasen und auch Murmeltiere, aber keines der Tiere konnte er erwischen. Müde und hungrig kehrte er zurück. „Ich habe nichts erlegt, und doch habe ich es so gemacht wie ihr.“ “Das stimmt “, rief der Alte und flog bedächtig in den blauen Himmel „doch du vergast das Kreisen“.
Ein alter Mann zeigte mir seine ehemalige Werkstatt : „Hier habe ich seit meiner Kindheit gearbeitet, zuerst mit meinem Vater, dann lange Zeit alleine und Schlussendlich mit meinen Kindern. Sie sind alle weg, niemand blieb im Dorf und ich habe meinen Hobel auch weggelegt“ „Sind sie nicht traurig, dass keiner in ihrer Werkstatt blieb?“ fragte ich. „Traurig? „ meinte er, „warum? Meine Kinder haben das Beste gelernt was ich ihnen beibringen konnte, die liebevolle Arbeit mit dem Holz. Das einzige, was ich mir wünschen kann ist, dass sie das Beste, was sie können, ihren Kindern weitergeben. Mein Hobel war nur das Werkzeug.“

Auf der Parkbank unterhalten sich zwei Hundebesitzer.: „Als kleinen Welpen bekam ich meinen Hund und ich habe mich gefreut an seinem tapsigen Verhalten. Ich hab für ihn gesorgt und geschaut, dass er sich in meiner Welt zurechtfindet. Hab versteckt, was er nicht zerbeissen sollte, zeigte wo er aufs Töpfchen gehen soll und ging bei schönem Wetter nach draussen.. Habe Befehle geben und wollte, dass er gehorcht. Und plötzlich kam die Zeit, da wollte er ein echter Hund sein, hat nicht mehr auf mich gehört und machte ziemlich alles, was ich nicht wollte. Jetzt macht er was er will und ich muss froh sein, wenn er manchmal meinen Befehlen gehorcht.

Der andere hörte zu und begann ebenfalls zu erzählen:“ Und ich bekam meinen Hund erst als er ausgewachsen war. Wir mochten uns am Anfang nicht und ich und der Hund misstrauten einander. Erst mit der Zeit und vielen unangenehmen Erfahrungen hab ich verstanden, wie Hunde eigentlich denken und handeln und wie er mit mir kommunizieren kann. Und obwohl er nicht immer das macht, was ich will, glaube ich heute, er ist stolz ein Hund zu sein und ist froh, dass ich sein Meister bin.“

Oben auf dem Gipfel wollte der Tourist vom Bergführer wissen, ob es nicht langweilig für ihn sei, die unerfahrenen Touristen am Seil zu führen?

„Gute Frage. Lass mich überlegen: Ich und du, wir wollen eigentlich beide das Gleiche, hinauf auf den Gipfel.

Ich war schon oben, habe trainiert und kenne die Wege und kann die Gefahren einschätzen. Du freust dich an den Blumen und an der Sonne, bewunderst die Formen der Berge und schaust genussvoll auf die Gletscher und ihre Spalten. Ich und du sind oben ankommen und freuen uns. Du, weil du eine unvergleichliche Reise unternommen hast und ich, weil ich dich sicher hier herauf geführt habe. Am Seil warst du erst nur an den ungefährlichen Stellen, im Tal, am Bach und wo wir den Aufstieg begannen. Das war wie ein Spaziergang, du wurdest vertraut und sicher am Seil konntest dich mit mir bewegen lernen. Dann gab es die schmalen Wege und Geröllfelder, da warst du nur hin und wieder am Seil und endlich oben unter dem Gipfel, da liess ich dich ohne Sicherung gehen, so dass du mich auch überholen und alleine vorausgehen konntest. Ehrlich gesagt, Langweilig war es für mich nie. Als ich gesehen habe, wie du an den ungefährlichen Stellen sicher am Seil liefst, wollte ich dir auf dem Geröll hin und wieder eigene Erfahrung ermöglichen. Und als es gefährlich wurde, da wollte ich dich alleine laufen lassen, denn ich wusste ja, wie du wieder in Sicherheit kommen konntest. Wir haben es doch geübt. Langweilig wurde es mir nie.“

„Es gibt Situationen, Da steigt immer so ein mulmiges Gefühl auf und ich weiss nicht was ich dagegen tun kann„

„Steigt das Gefühl wie ein Heissluftballon? Ich habe als Kind diese Heissluftballone geliebt. Da durfte ich immer mit, wenn die Grossen so einen Ballon steigen liessen. Es brauchte für mich ganz schön Mut dabei zu sein. Es war meistens in der Dunkelheit, wenn die Luft kalt war, die Sterne schon ein wenig funkelten. Da stand ich ein wenig abseits und schaute zu, wie sich diese Papierballone langsam mit warmer Luft füllten. Das Feuer unten bei der Öffnung sah gefährlich aus und ich bewunderte alle, welche sich dieser Gefahr stellten. Gerne hätte ich eine tröstende Hand gehalten, so dass ich die Ballone hätte langsam flackernd in den Himmel steigen sehen können, ein wenig unheimlich und trotzdem faszinierend.

Neulich erzählte mir mein Freund Hane von seinem Stall-Aufbau auf der Alp.

Die grosse Staub-Lawine vom letzten Winter blies seinen Stall mit dem grossen Torbogen einfach um, kein Stein blieb auf dem andern. Und dabei habe er noch Glück gehabt, denn die Steine lagen nach der Schneeschmelze neben einander .

Alle waren sie rechteckig behauen, einige ein wenig schräg zwar aber alle ähnlich. Er begann sie zu sortieren. Es gab grösserer und kleinere, ältere und neue, einige waren rissig und andere seitlich abgeschabt, aber alle waren eckig und mehr oder weniger gleich dick und lang.

Er habe nun alle Steine sortiert, die ganz geraden auf die eine Seite und die ein wenig schrägen auf die andere. Er beschloss die Hütte wieder aufzubauen, so wie sie gewesen war, drei Wände und in der vierten den steinernen Torbogen , Stein auf Stein. Nun aber habe ein Stein überhaupt nicht zu den anderen gepasst. Der war weder rechteckig, noch ein wenig angeschrägt oder von der Grösse her passend. Ihn habe er nach längerem Betrachten als Ausschuss erkannt und ins Tobel geschmissen.

Die die dicken Mauern seien verhältnismässig schnell aufgebaut gewesen, drei Seiten hochziehen, in der vierten das Tor aufmauern, so wie sie vorher gestanden haben. Als er nun so ziemlich alle Steine verbaut gehabt habe, da bemerkt er, dass ein Stein fehle, welche den Torbogen und die drei Mauern zusammenhalte und versperren konnte. Eine Lücke war zwar da, aber die war ein wenig anders.

Nun, da waren noch Steine da, aber keiner habe passen wollen. Der Mörtel zog langsam an und Eile war angesagt, denn ohne Schlussstein hielt weder der Torbogen noch die Wände. Da sei es ihm siedend heiss eingefallen, dass der fehlende Stein seiner Form nach nur der sein könne, welchen er ins Tobel geschmissen habe. Er habe zwei Stunden gebraucht um den Stein wieder herauf zu holen. So ziemlich fertig und ausser Atem habe er im letzten Moment, bevor der Mörtel ganz ausgehärtet war, mit dem Stein alles so verfestigen könne, dass die drei Wände und der Torbogen fest und stabil dastanden, wie vorher auch, wahrscheinlich noch stabiler. Da habe er sich geschworen, in Zukunft gerade auf die Steine zu achten, welche ebne nirgends reinpassen.

„Bei uns arbeitete einmal ein echter Bergler“, erzählte mir eine Freundin. Sie war vor Jahren Sekretärin in einem Flugunternehmen, welches Hubschrauberrettungen organisierten. Die Hektik der Einsätze und die grosse Verantwortung bei der Organisation der Rettungen waren stressig. Waren keine Rettungen angesagt, mussten die Hubschrauber gewartet werden. Höchste Präzision auch bei schweren Wartungsarbeiten verlangten volle Konzentration.

Ich konnte erst nicht verstehen, warum der Chef einen Bergler mit ins Team nahm. Der half bei den Rettungen zwar ebenso mit wie bei der Wartung der Maschinen. Aber er war nicht schnell. Mit seinem Berglerschritt war er immer eine Spur langsamer, doch arbeiteten alle gerne mit ihm zusammen.

Als ich kürzlich wieder eine Besuch im Unternehmen machte, waren alle bekannte Mitarbeiter längst durch andere ersetzt worden, nur der Bergler war noch da. „Du fragst dich sicher, warum er noch immer da sei und alle anderen nicht mehr“ fragte mich die Sekretärin. „Er mag zwar am Morgen langsamer als die anderen sein, aber am Abend arbeite er noch immer gleich schnell. Alle anderen sind schnell am Morgen, aber am Abend langsam. Keiner von ihnen ist geblieben, sie hielten den Stress nicht aus.“

 erst

(auf einer Zugfahrt erzählt von Adrian Hürzeler)
Eine Lehrerin erzählte mir einmal von einem Missgeschick , dass ihr passiert sei. Sie war neu in einer Schule und wollte mit ihrer Kollegin von der Parallelklasse ein Standortgespräch mit den Eltern führen. In deren Schulklasse waren zwei Schüler mit denselben Vornamen. Einer war gut in den Schulalltag integriert, machte seine Aufgaben und interessierte sich für den Unterricht. Der andere Schüler hingegen machte hin und wieder einige Probleme, fiel durch schlechte Leistungen auf und sass interesselos im Unterricht. So war s in den Schulunterlagen vermerkt, das sollte im Elterngespräch ansprechen. Wegen Krankheit konnte die andere Lehrerin nicht kommen, und so bestritt sie alleine den Elternabend. Sie kannte die Eltern noch nicht und verwechselte die beiden Schüler. Sie lobte den Problemschüler bei seinen Eltern und erklärte, sie und ihre Kollegin seine restlos zufrieden mit seinen Leistungen. Die Eltern waren etwas überrascht, aber da es in den Akten stand, waren sie erfreut.

Im Nachhinein habe sie gemerkt, dass sie aus der falschen Akte vorlas. Da kein Schaden daraus entstand, liess sie es dabei bewenden.

Interessant aber fand sie, dass Ihre Kollegin eines Tages bemerkte, ihr schwierigster Schüler sei wie ausgewechselt und bereite ihr nur noch kleine Problem. Warum könne sie sich nicht erklären.

Für eine berufliche Weiterbildung habe ich einen Rettungskusrs besucht. Nach einer langen Einführung kamen endlich die verschiedenen Rettungsarten dran. Wir wurden in einen grossen Saal geführt, wo allerlei Rettungsmaterial lag, Seile, Haken, Strick, Rettungsringe, Netze, Suchgeräte, Spaten, Hubschrauberleinen, es war eine wahre Freude. Der Kursleiter wollte uns testen, wir waren bereit, nach all den theoretischen Einführungen. Er stellte uns die Aufgabe: „Bitte sucht nach eurer Meinung das allerwichtigste Rettungsgerät für Rettung aus.“ Das sollte kein Problem sein, bei all den vielen Geräten. Stolz präsentierten wir unsere Geräte und Ideen. Jeder hatte einen Rettungsgegenstand und konnte erklären, warum dieses das wichtigste sei. Doch bei allen meinte er, „Tut mir leid, das ist es nicht.“ Was war das wichtigste Rettungsgerät, welches niemand von uns erraten hatte?

„Liebe Retter, eurer wichtigstes Rettungsgerät sind Eure Schuhe und euer Standhaftigkeit. Ohne festen Stand, keine Rettung, egal mit welchem Gerät ihr auch immer arbeiten werdet. “ Das habe ich verstanden.

Es gab eine Zeit, da wollte niemand freiwillig auf Berge steigen. Sie waren der Sitz der Alben und Götter und die Menschen wurden bestraft, welche freventlich ihre Ruhe störten.

Nur Soldaten, wenn sie einen Berg überqueren mussten oder Jäger waren so mutig, dass sie auf Befehl oder auf der Jagd in die Höhen stiegen, manch einer bezahlte mit dem Leben. Francesco Petraraca aber beschloss 1336, er möchte auf den Gipfel des höchsten Berges seiner Gegend, auf den Mont Ventoux, 1912 m.ü.M. Es war sein Berg, er hatte ihn ausgesucht und da musste er hinauf. Er war kein Soldat oder Jäger. Er war auch nicht an der Aussicht in alle Richtungen interessiert, er war Humanist und Autor und so beschrieb er auch die erste Bergbesteigung. Er suchte ein inneres Erlebnis, wollte es den Göttern auf dem Olymp gleichtun und eine Distanz zu seinem Alltag finden. Zusammen mit seinem Bruder machten sie sich am 25. April auf den Weg. Interessanterweise kamen sein Bruder und er einen Tag später auf unterschiedlichen Wegen zum Gipfel. Da sein Bruder kräftig und behend war, nahm er den direkten Weg, über Steine und Felsen, durch Gestrüpp und Dornen. Francesco aber stieg in die Täler und Schluchten und fand einen Zugang von einer anderen Seite. Beide waren die ersten, welche diesen Berg bestiegen.

Mein Freund fuhr das erste Mal mit seinen zukünftigen Schwiegereltern und Familie in die Ferien. Wandern gehörte dazu wie eine Kirche ins Dorf. Kein Weg führte daran vorbei. Nur, er wollte nicht wandern. Wollte zuhause bleiben oder irgendwo sein, auch wenn er dabei ganz bescheiden sein musste, er würde alles machen, nur aufs Wandern konnte er verzichten. Das war kein guter Grundsatz, um die Ferien einigermassen Konfliktfrei und Erholsam zu gestalten.

Es musste etwas geben, dass das Wandern für ihn irgendwie Genussvoll machte, die andern hatten auch ihre Freude daran. Als sie aus den Ferien zurückkamen, schienen alle zufrieden zu sein. „Wie war`s wandern?“ wagte ich schlussendlich doch noch zu fragen. „Weisst du, nachdem ich mich mit allen gestritten habe, wollte ich eigentlich wieder zurück. Doch dann blieb ich, weil ich verstehen wollte, warum die so gerne wandern. Sie wandern, weil sie sich für die Natur interessieren, weil sie ein Ziel erreichen wollen, weil sie Kilometer machen möchten. Das alles interessierte mich nicht. Aber ich habe bemerkt, dass sie etwas erleben dabei. Und das war meine Rettung. Ab sofort war ich ein forschender Wanderer. Mich interessierte, ob ich meinen rechten Fuss bewusst richtig abrollen konnte, ob ich nur auf meine Ohren verlassen konnte und welchen Einfluss die Landschaft auf mein Gemüt machte. Seit ich ein Forschender in meinen Angelegenheiten bin, bestimme ich, was ich gern tun will.“

Dieses Jahr wollten die Familie am Meer Urlaub machen. Nicht alle waren Glücklich darüber. Louise fürchtete sich vor den Wellen, ihr Bruder hingegen freute sich. Gerade die Wellen waren es, welches sein liebstes Spielzeug waren, und damit war er seiner Schwester überlegen. Er liess sie diese Überlegenheit spüren, immer wieder.

Als sie am Strand waren, las Louise ein Buch oder lief am Meer entlang, aber in Wasser getraute sie sich nicht. Das Meer war schon nach ein paar Schritten tief und da waren diese Wellen, für sie blieb das Meer verriegelt. Ihrem Bruder entging es nicht: Louise traute sich nicht ins Wasser. Und mit jedem Tag wurde es schlimmer, sie wäre liebend gern im Wasser und konnte nicht wegen diesen Wellen. Wäre Grossvater nicht mitgereist, Louise hätte die langweiligsten Ferien ihres Leben verbracht. „ Warum gehst du nicht in Wasser?“ wollte Grossvater wissen. „Es sind diese Wellen, welche ich nicht überwinden kann“. „Willst du`s können? „fragte der Grossvater, „ich weiss da nämlich was, was du selber ausprobieren musst. Wenn du dich traust, wirst du nur noch mit den Wellen spielen wollen.“ Louise wollte es wissen, auch wenn sie mutig sein musste, alles war besser als am Strand sitzen und sich nicht trauen.

„Wellen sind am Strand nur dort, wo du stehen kannst.“ meinte der Grossvater, „ wenn du dich hin traust und stehst, werden die Wellen zwar sich vor dir Türmen und Schäumen aber du kannst stehen. Ob du drüber springst wie ein Fisch, darunter tauchst oder einfach stehen bleibst, bestimmst du!“ Louise traute sich, ihr Bruder staunte und schwieg. Der nächste Urlaub sollte unbedingt wieder am Strand sein. Am liebsten mit Wellen.

Therapeutisches Coaching

Martin Niedermann

Martin Niedermann ist zertifizierter Coach , Heilpädagoge, Hypnotherapeut und Reikilehrer

Ich unterstütze ihren Change-Prozess, ihre Arbeit an persönlichen Fragen und Überwinden von inneren Widerständen mit therapeutsichen Geschichten.

Lernen Sie die befreiende Wirkung von therapeutischen Geschichten und der Arbeit mit Coaching-Elementen kennen.

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